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Wednesday, October 09, 2013

Wie lebt eigentlich ein moderner Sultan?


 
Vorbei an Vulkan-Caldera-Rändern und satt grünen Hügelketten brettern wir bergauf und bergab auf der Landstraße, die von Bafoussam ins etwa 80 Kilometer entfernte Foumban im Norden führt. Und dann sind wir da – in einem doch so anderen Kamerun, wie ich bisher gesehen habe. Wo vielleicht Aladdin auch zu Hause war? Möglich. Aber eines ist sicher: Wir sind im Königreich der Bamoun angekommen.


Einer der größten Märkte Westkameruns gibt es hier – und ich genieße mal wieder das Weltkino. Obst, Gemüse, Fleischmarkt wird gemieden (Warum? – Artikel über meine Schocktherapie gibt’s hier...), Stoffe in Hülle, Fülle und allen Farben, Ketten, Masken, Schuhe. Auch Unterwäsche, wer braucht. Und dann plötzlich Schreie. 
Palast des Sultans

Zuerst rennen Menschen links und rechts an mir vorbei, dann schiebt mich die Menschenmasse Sekunden später einfach mit sich – und ich lasse mich verdutzt treiben. Obwohl ich nicht so ganz verstehe, was eigentlich passiert. Menschen schreien immer noch und da frage ich eine junge Frau, was denn los sei. „Er kommt, er kommt, er kommt!“ „Wer denn?“. Weg ist sie. Alle rennen rechts in einen Innenhof. Gegen den Menschenstrom kann ich mich nicht wehren. 
Und dann sehe ich zum ersten Mal den Palast. 
Und einen Sultan.  
Einen echten Sultan
Und wie ein Sultan hierzulande begrüßt wird.

Sultan Ibrahim Mbombo Njoya 

Frauen reihen sich rechts und links auf und bejubeln den Herrn mit Turban, weißem Gewand und Pilotensonnenbrille. Hat definitiv was von Rock’n’Roll, wie ich finde. Jüngere wedeln mit Palmblättern oder halten dem Sultan einen Sonnenschirm als Schutz gegen die beißende Sonne. Musiker tröten mit langen Hörnern und Trompeten – Trommelschläge – Flötenspieler, dazu ein Paar Tänzer.  Wieder Jubelschreie aus der Menschenmasse. Der Sultan erreicht seinen Thron vor dem Palast und setzt sich. Und die Menschen gruppieren sich, eilen in kleinen Gruppen  zu ihm vor, knien nieder, eilen zurück und tauchen wieder in die Menschenmasse ein. Nach einer halben Stunde verabschiedet sich der Sultan und betritt seinen Palast. Die Menschentraube verstreut sich - es geht zurück in den Marktstrudel. Nur die Musiker dudeln noch etwas Musik und unterhalten die übrig gebliebenen Zuhörer.

Wer ist dieser Sultan?

Seit August 1992 ist Ibrahim Mbombo Njoya herrschender Sultan des Bamoun-Volks. Bevor er Sultan wurde, hatte er eine politische Karriere. Und ja, ich glaube, er ist ziemlich modern und „nah am Volk“. Hat sogar eine Facebookseite.  
Ich sag's ja: Rock'n'Roll.


Mehr Infos!

Das Königreich der Bamoun wurde schon 1394 in und um Foumban gegründet. Damit ist Foumban eine der ältesten Städte Kameruns...



... Etwa 400.000 Menschen leben dort – aber vor allem der Sultan der Bamoun. Sein heutiger Palast wurde 1918 fertiggestellt – und irgendwie erinnert der Palast an ein mittelalterliches Schloss mit orientalischem Touch.  Ibrahim Njoya, 17. Sultan der Dynastie, war für den Bau verantwortlich – und nahm gerne die finanzielle Hilfe der deutschen Kolonialherren entgegen (etwa 320.000 DM). Er war wahrlich einer der fleißigsten Herrscher. Für sein Volk schaffte Njoya eine Religion, die ein Mix aus Islam, Christentum und alter Bamoun-Tradition war und eine eigene Schrift (Bamounschrift), bestehend aus 73 Zeichen. Zum ersten Mal wurden so Traditionen der Bamoun festgehalten und nicht nur von Generation zu Generation mündlich übertragen.


Buchtipp: Wer in die Geschichte der Bamoun eintauchen möchte, wer in der eigenen Fantasie im Palast aus dem Fenster blicken möchte und das Treiben auf dem Marktplatz aus längst vergangenen Zeiten beobachten möchte... Dieses Buch ist lesenswert: „Schatten des Sultans“ von Patrice Nganang.

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