Vorbei an Vulkan-Caldera-Rändern und satt grünen Hügelketten
brettern wir bergauf und bergab auf der Landstraße, die von Bafoussam ins etwa
80 Kilometer entfernte Foumban im Norden führt. Und dann sind wir da – in einem
doch so anderen Kamerun, wie ich bisher gesehen habe. Wo vielleicht Aladdin
auch zu Hause war? Möglich. Aber eines ist sicher: Wir sind im Königreich der
Bamoun angekommen.
Einer der größten Märkte Westkameruns gibt es hier – und ich
genieße mal wieder das Weltkino. Obst, Gemüse, Fleischmarkt wird gemieden
(Warum? – Artikel über meine Schocktherapie gibt’s hier...), Stoffe in Hülle,
Fülle und allen Farben, Ketten, Masken, Schuhe. Auch Unterwäsche, wer braucht.
Und dann plötzlich Schreie.
Zuerst rennen Menschen links und rechts an mir vorbei, dann schiebt mich die Menschenmasse Sekunden später einfach mit sich – und ich lasse mich verdutzt treiben. Obwohl ich nicht so ganz verstehe, was eigentlich passiert. Menschen schreien immer noch und da frage ich eine junge Frau, was denn los sei. „Er kommt, er kommt, er kommt!“ „Wer denn?“. Weg ist sie. Alle rennen rechts in einen Innenhof. Gegen den Menschenstrom kann ich mich nicht wehren.
Und dann sehe ich zum ersten Mal den Palast.
Und einen Sultan.
Einen echten Sultan.
Und wie ein Sultan hierzulande begrüßt wird.
Frauen reihen sich rechts und links auf und bejubeln den
Herrn mit Turban, weißem Gewand und Pilotensonnenbrille. Hat definitiv
was von Rock’n’Roll, wie ich finde. Jüngere wedeln mit Palmblättern oder halten
dem Sultan einen Sonnenschirm als Schutz gegen die beißende Sonne. Musiker
tröten mit langen Hörnern und Trompeten – Trommelschläge – Flötenspieler, dazu
ein Paar Tänzer. Wieder Jubelschreie aus
der Menschenmasse. Der Sultan erreicht seinen Thron vor dem Palast und setzt
sich. Und die Menschen gruppieren sich, eilen in kleinen Gruppen zu ihm vor, knien nieder, eilen zurück und
tauchen wieder in die Menschenmasse ein. Nach einer halben Stunde verabschiedet sich der Sultan und betritt seinen Palast. Die Menschentraube verstreut sich - es geht zurück in den Marktstrudel. Nur die Musiker dudeln noch etwas Musik und unterhalten die übrig gebliebenen Zuhörer.
Wer ist dieser Sultan?
Seit August 1992 ist Ibrahim Mbombo Njoya herrschender Sultan des
Bamoun-Volks. Bevor er Sultan wurde, hatte er eine politische Karriere. Und ja,
ich glaube, er ist ziemlich modern und „nah am Volk“. Hat sogar eine
Facebookseite.
Ich sag's ja: Rock'n'Roll.
Ich sag's ja: Rock'n'Roll.
Mehr Infos!
Das Königreich der Bamoun wurde schon 1394 in und um Foumban gegründet. Damit ist Foumban eine der ältesten Städte Kameruns...
... Etwa 400.000 Menschen leben dort – aber vor allem der Sultan der Bamoun. Sein heutiger Palast wurde 1918 fertiggestellt – und irgendwie erinnert der Palast an ein mittelalterliches Schloss mit orientalischem Touch. Ibrahim Njoya, 17. Sultan der Dynastie, war für den Bau verantwortlich – und nahm gerne die finanzielle Hilfe der deutschen Kolonialherren entgegen (etwa 320.000 DM). Er war wahrlich einer der fleißigsten Herrscher. Für sein Volk schaffte Njoya eine Religion, die ein Mix aus Islam, Christentum und alter Bamoun-Tradition war und eine eigene Schrift (Bamounschrift), bestehend aus 73 Zeichen. Zum ersten Mal wurden so Traditionen der Bamoun festgehalten und nicht nur von Generation zu Generation mündlich übertragen.
Das Königreich der Bamoun wurde schon 1394 in und um Foumban gegründet. Damit ist Foumban eine der ältesten Städte Kameruns...
... Etwa 400.000 Menschen leben dort – aber vor allem der Sultan der Bamoun. Sein heutiger Palast wurde 1918 fertiggestellt – und irgendwie erinnert der Palast an ein mittelalterliches Schloss mit orientalischem Touch. Ibrahim Njoya, 17. Sultan der Dynastie, war für den Bau verantwortlich – und nahm gerne die finanzielle Hilfe der deutschen Kolonialherren entgegen (etwa 320.000 DM). Er war wahrlich einer der fleißigsten Herrscher. Für sein Volk schaffte Njoya eine Religion, die ein Mix aus Islam, Christentum und alter Bamoun-Tradition war und eine eigene Schrift (Bamounschrift), bestehend aus 73 Zeichen. Zum ersten Mal wurden so Traditionen der Bamoun festgehalten und nicht nur von Generation zu Generation mündlich übertragen.
Buchtipp: Wer in die Geschichte der Bamoun eintauchen
möchte, wer in der eigenen Fantasie im Palast aus dem Fenster blicken möchte und das Treiben auf dem
Marktplatz aus längst vergangenen Zeiten beobachten möchte... Dieses Buch ist lesenswert:
„Schatten des Sultans“ von Patrice Nganang.
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