Ich trinke dann mal "Kaffee - Kaffee"!
Seit drei Wochen habe ich keinen
Kaffee mehr getrunken. Und zwar Kaffee, Kaffee. Keinen
–Ich-rühre-Neskaffeepulver-und-Milchpulver-mit-Wasser-zusammen-und–nenne-es-Kaffee.
Ich trinke ja nicht viel Kaffee, aber so hin und wieder (de facto einmal
täglich) in meinem Lieblingscafé Elbgold einen Chai Latte oder einen
Milchkaffee à la Barristameisterin Rosa: das fehlt mir hier schon, muss ich
gestehen.
Ein Wochenende in der Hauptstadt
bedeutet somit auch immer der Genuss eines Kaffee-Kaffees. Die meisten Expats
und Diplomaten leben und wohnen im Stadtviertel Bastos im Norden der Stadt.
Hier findet man alle Botschaften und die Büros der Vereinten Nationen. Die
Straße ist mit Bars und Restaurants gesäumt, die abends in bunten
Weihnachtslichtern blinken. Dazwischen gibt es das „Espresso House“. Eine der Bars, die unter Expats ziemlich
beliebt ist. Das liegt wohl am Espresso, Cappuccino, Milchkaffee, Milchshake
und gutem Wein, aber auch an der Pasta, Pizza, den vielen verschiedenen Salaten
(mein Tipp: griechischer Salat mit Oliven und Fetakäse). Mitunter liegt es aber
auch am SUPER SCHNELLEN INTERNET dort – damit lässt es sich sogar Skypen und
Videos anschauen (!!!). Eine wahre Rarität in Kamerun. WiFi gibt’s auch. Als
Schmankerl möchte ich noch die sanitären Anlagen erwähnen. Einfach ein Traum.
Und fließend Wasser gibt es auch. Und körpergroße Spiegel. Und ja, wir Mädels
hatten uns rausgeputzt für den vorherigen Botschaftsbesuch und diese
Gelegenheit, sich bei gutem Kaffee und Pasta & Co.„westlich-nördlich-weißlich“
(schwierig zu definieren und politisch korrekt zu beschreiben, also schreibe
ich es, wie ich es denke) zu fühlen. Taillierte Bluse und Bürohose statt
Arbeitskleidung. Es war irgendwie Balsam für die Seele und ganz ungewohnt die
Maskara hervorzukramen. Und mit Eyeliner und Lippenstift fühlte man sich dann
wie neu geboren.
Hin und wieder sich "Frau" fühlen
Bei uns zu Hause gibt es keinen Spiegel im Bad. Morgens blicke
ich meist nur schnell in einen kleinen Kosmetikspiegel, zupfe meine Haare
zurecht und mache mich an die Arbeit. Das Wort Frisur ist bei mir mit Dutt zum
Synonym vereint. Ich trage kein Make-up im Dorf, denn meine Hautfarbe ist für
die maximale Auffälligkeitsrate schon genug Make-up. Ihr könnt euch also
vorstellen, wie euphorisch man dann sein kann, wenn man (eine Frau ist und)
plötzlich vor einem mannshohen Spiegel steht und sogar eine Klobrille
vorfindet.
Im Supermarkt gegenüber gibt’s Nutella
und Marmelade. Zwischen Internet, Essen, Kaffeetrinken, Lesen und Schreiben gab
es einen kurzen Einkaufstrip für unsere Vorräte. Dazu gehört unter anderem auch
Rotwein, Campari, Pastis, Mayonnaise, Linsen, Nudeln. Bier gibt’s im Dorf zu
Genüge.
Weltkino - Zwischen zwei Welten
Neben den wenigen Touristen, die sich
nach Kamerun verirren und den Expats sind im Espresso House auch viele
wohlhabende Kameruner, die sich dort vergnügen. Uns saß ein junges Mädel mit
Skatercap und großen Ohrringen gegenüber, die ihre RayBan-Sonnenbrille während
des ganzen Essens nicht abnehmen wollte. Daneben war ihr Blackberry und Iphone
5 - nonstop am Vibrieren und Klingeln - und ihre Louis-Vuitton-Tasche auf dem
Tisch platziert. Und so lässt man die Blicke durch den Raum schweifen – fühlt
sich irgendwie heimisch. Man wird nicht nonstop beobachtet, kann laut lachen
ohne viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Auf den großen Flatscreens läuft Formel
1. Aber dann kommt der Moment, wo man aus dem offenen Fenster blickt, über die
Dächer der unteren Häuser schaut und sich irgendwie als Pendler fühlt. Zischen
zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein können.
Wo man gerade ist, weiß man selbst
nicht so genau. Und wo der nächste Ausstieg auf dieser Reise ist, sowieso
nicht. Man lebt und fühlt sich im Jetzt. Und wenn man einem Zitat eines
Kameruners aus meinem momentanen Zuhause folgt, dann „Kommt man an, wenn man
ankommt. Und man fährt los, wenn man losfährt. Planen kann man nur wenig. Es
passiert, wenn es passiert, Katie. Mach dir nicht so viele Gedanken um’s
Planen.“
Also, wieder zurück auf's Dorf.
Kaffee - Kaffee, I will miss you.
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