Wir sitzen in überfüllten Bussen und Bahnen, stecken im Verkehr fest. Ärgern uns. Sind im Zeitdruck. Blicken alle zehn Minuten auf die Uhr, weil man eigentlich das Wochenende so sehr herbeisehnt und unbedingt noch zur Post muss. Für die Abgabe nächste Woche gibt es auch noch keine Fortschritte. Und dann erzählt einem jeder "Bleib cool" - "Probier mal Yoga zur Entspannung" - "Kennst du Meditation?".
Wie werde ich also ruhiger? - Kann ja auch für's Reisen helfen.
Kann Meditation vielleicht helfen, wenn man wieder merkt, wie einem vor Anspannung die Brust zuschnürt? Christoph Biallas von der online - Meditation School (Link hier) habe ich das und noch ein wenig mehr gefragt. Und seine Achtsamkeitsübung (siehe unten) habe ich auch gleich mal ausprobiert...
Für viele ist
es das erste Bild: Räucherstäbchen und Rumsitzen – aber was bedeutet Meditation
für den, der es ausübt – und was kann mit Meditation alles erreicht werden?
Meditation bedeutet vor
allem eins: Achtsamkeit. Wer meditiert nimmt das Leben bewusster wahr. Es geht
nicht darum irgendwelche besonderen Bewusstseinszustände zu erreichen. Vielmehr
geht es darum sein Bewusstsein zu wecken und voll im Hier und Jetzt zu sein.
Seit wann
praktizierst du Meditation und was fasziniert dich daran?
Ich meditiere jetzt seit
über einem Jahr. Was mich fasziniert sind zwei Dinge: Die Erkenntnis wie wenig
Kontrolle wir eigentlich über unsere eigene Gedanken haben und wie reich die
Gegenwart ist.
Jeder der einmal versucht hat eine Minuten an nichts zu denken, wird wissen, wie schwer das ist. Unsere Gedanken beherrschen uns und nicht umgekehrt. Dies erkennt man durch Meditation und lernt damit umzugehen.
Lernen, in der Gegenwart zu sein.
Zudem gelingt es einem
durch Meditation wirklich in der Gegenwart zu sein. Gedanken zur Zukunft und
Vergangenheit lässt man einfach ziehen und spürt so die Welt im Augenblick.
Dies ist ein unglaublich spannendes und vertrautes Gefühl, dass jeder einmal
gespürt haben sollte.
Was hat dich
dazu bewogen, mit Meditation anzufangen?
Die reine Neugier.
Eigentlich bin ich kein sonderlich spiritueller Mensch, aber durch Meditation
ist mir aufgefallen, dass Spiritualität ein Teil unserer aller Leben ist, den
wir auskosten sollten.
Zudem wollte ich meinen
sportlichen Aktivitäten, ein gewisses Maß an „geistigen“ Aktivtäten
entgegensetzen. Ich wollte ausprobieren, wie es sich anfühlt neben einen
starken Körper auch einen starken Willen und Geist zu haben.
Und?
Fühlt sich gut an.
Was hat sich
mit Beginn der Meditation bei dir verändert? Welche Veränderungen hast du
wahrgenommen?
Ich bin deutlich
fokussierter geworden. Ich lebe stärker im Hier und Jetzt. Ich genieße den
Augenblick mehr. Ich bin einfach aufmerksamer und achtsamer.
Wenn ich esse, esse ich mit
Genus und wenn ich mich unterhalte, höre ich wieder wirklich zu und bin nicht
mit meinen Gedanken schon beim nächsten Termin. Wer meditiert, erlebt einfach
mehr vom Leben und dies auch noch intensiver.
Wozu hast du
eine Online-Schule für Meditation gegründet? Kann man das online überhaupt
erlernen?
Die Vision ist, über
Online-Kurse die unterschiedlichen Facetten von Meditation abzudecken. Man kann
Meditation zu unterschiedlichsten Sachen nutzen: Mehr Erfolg im Job, mehr Spaß
beim Essen oder mehr Willen beim Sport.
Unsere Meditationskurse
sollen unseren Kunden etwas bringen, was über die typische Erwartungshaltung an
Meditation hinausgeht.
Aber hier haben wir noch
einen weiten Weg vor uns – und wir stehen noch sehr am Anfang.
Was nervt dich
in der heutigen - teils doch sehr hektischen - Welt, das dir durch die Meditation erst
„bewusst“ geworden ist?
Mich nervt, wenn Leute
während eines Gesprächs ständig auf ihr Handy schauen. Unbewusst passiert mir
das auch immer wieder einmal und ich ärgere mich dann sehr über mich selbst. Es
ist einfach respektlos der anderen Person gegenüber.
Wir hoffen ständig, dass
die Zukunft etwas Neues bringt, etwas Besseres – und sind süchtig nach
Nachrichten aus der Zukunft. Dabei ist alles was wir brauchen in der Gegenwart
und alles dort ist gut.
Kann man denn auch
auf Reisen oder unterwegs meditieren?
Klar. Man braucht nicht
viel zur Meditation – eigentlich nicht einmal Ruhe. Auch wenn das sehr hilft.
Es gibt nichts Schöneres
als morgens im Urlaub nach einer Runde Sport am Strand zu meditieren. Das ist
ein unglaublich erhebendes Gefühl.
Viele Leute meditieren aber
auch einfach auf dem Weg zur Arbeit. Wichtig ist nicht das wie und wo, wichtig
ist, dass man meditiert und das regelmäßig.
Und jetzt ihr: 10 Minuten still sitzen. Na, wer traut sich?
Wie schnell kann
man das Meditieren lernen? Wie fängt man am besten an?
Es geht beim Meditieren
nicht darum, es schnell zu lernen. Es geht darum, sich mit der Meditation zu
entwickeln und zu wachsen.
Am besten fängt man mit
einfachen Atemübungen an. Einfach einmal zehn Minuten gerade auf einen Stuhl
setzen, die Unterarme auf die Oberschenkel legen und nur auf seinen Atem
fokussieren.
Nach ein paar Sekunden
werden die Gedanken vom Atem abschweifen und man wird an irgendetwas anderes
denken. Dann ist es wichtig sich nicht darüber zu ärgern oder Vorwürfe zu
machen, sondern einfach den Gedanken an sich vorbeiziehen zu lassen und sich
wieder auf seinen Atem konzentrieren. Es ist wie ein Tanz – ein verdammt
schwieriger Tanz.
Gibt es
Basic-Tipps aus der Meditation, um Nerven zu bewahren, wenn es unterwegs mal
stressig wird? Achtsamkeitsübungen?
Es gibt eine richtig gute
Atemtechnik, um Nervosität zu zügeln und Lampenfieber einzudämmen. Dabei muss
man die Zunge gegen seinen Gaumen pressen und gezielt ein- und ausatmen. Die
genaue Übung gibt es hier auf Youtube (Link hier) - Sieht ein bisschen gurumäßig aus, ist aber sehr
cool.
Was sind deine
Lieblingsplätze in Hamburg?
Vor meiner Balkontour mit
den Blick auf den Innenhof. Ich mag es simpel und das Gefühl, dass meine
Familie in meiner Nähe ist, wenn ich meditiere.
Christoph, Danke für das Interview!
Bewusster die Gegenwart zu erleben klingt schön, danke für das Interview.
ReplyDeleteLiebe Tanja - danke für deinen Kommentar! Freue mich, dass dir das Interview gefallen hat! Manchmal ist es wirklich wichtig, mal kurz zu bremsen und die Gegenwart bewusst wahrzunehmen. Hab' einen entspannten Start ins Wochenende! Liebe Grüße, Katie.
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