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Wednesday, July 02, 2014

Das "tierische" Geheimnis von Niklaus Kaiser von Rosenburg



"Wenn es den Betrieb betrifft, dann sind mir die Werte wichtig. Ich habe hier Mitarbeiter aus allen verschiedenen Glaubensrichtungen, die gemeinsam wohnen und arbeiten. Wir auferlegen hier den Mitarbeitern nicht, dass sie einem christlichen Glauben folgen müssen."  (Niklaus Kaiser von Rosenburg)




Niklaus Kaiser von Rosenburg leitet seit 17 Jahren den "Baseler Hof" auf der Esplanade - zwischen Alster und Casino. Vergangene Woche traf ich ihn zum Interview. Für viele Auswandererfamilien aus Südamerika, die in Hamburg noch Immobilien haben, ist der Baseler Hof ihr Stammhotel. Da werden die Termine in der Hansestadt mit Geschäftspartnern auch gerne zu den Zeitpunkten gelegt, wenn das Lieblingszimmer noch verfügbar ist. Und zum ersten Mal erfahre ich von Seehunden in Hamburg - außerhalb des Tierparks.





Der „Baseler Hof“ ist Mitglied im Verband Christlicher Hoteliers Deutschland. Wie wichtig ist Ihnen der Glaube?

Ich würde eher sagen, dass mir persönlich die Werte wichtig sind. Ich bin ein gläubiger Mensch und Glaube ist für mich und meine Familie wichtig. Wenn es den Betrieb betrifft, dann sind mir die Werte wichtig. Ich habe hier Mitarbeiter aus allen verschiedenen Glaubensrichtungen, die gemeinsam wohnen und arbeiten. Wir auferlegen hier den Mitarbeitern nicht, dass sie einem christlichen Glauben folgen müssen.


"Ein Mitarbeiter, der stiehlt, der geht." 
  


Sie haben von Werten gesprochen. Welche Werte sind das?

Das hat viel mit Fairness, mit Ehrlichkeit und dem menschlichen Umgang miteinander zu tun. Auch in der Frage des betriebswirtschaftlichen Erfolgs sollte man mit den Mitarbeitern ehrlich bleiben.  Vielleicht klingt das vage. Dazu ein Beispiel. Die Mitarbeiter können, wenn sie es wissen möchten, jederzeit erfahren, in welcher wirtschaftlichen Situation das Hotel ist. Ich bin auch der Meinung, wenn sich irgendein Mitarbeiter sich etwas nicht erklären kann, dann bekommt er eine Erklärung. In anderen Hotels heißt es da auch schon mal „ Das ist halt so“ oder „Der Chef hat es so angewiesen“. Dazu gehört aber auch, dass man mit Kritik umgehen kann. Auch als Chef ist das wichtig. Der zweite Bereich ist die Tatsache, dass ein Gast ein Gast ist, kein Kunde.


Zimmer mit Blick auf die Alster.


Das klingt sehr nach „Miteinander“ und nach einer großen Familie.

Absolut. Hier kommt es auch schon mal vor, dass man Mitarbeitern hilft - auch im privaten Bereich. Ob das nun Schuldenberatung oder eine Unterkunft ist, weil er zu Hause rausgeflogen ist. Die Grundvoraussetzung ist, dass der Mitarbeiter dem Betrieb gegenüber ehrlich ist. Wir hatten allerdings auch schon Mitarbeiter, die wir haben gehen lassen, weil wir sie beim Diebstahl erwischt haben. Das ist ein Punkt, der deutlich ist. Ein Mitarbeiter, der stiehlt, der geht. Das ist ein Grundprinzip.



Aber diese Werte in einem Hotel zu leben kostet doch heutzutage viel Geld, oder nicht?

Das stimmt. Es ist vollkommen klar: Säßen wir nicht in dieser 1-A-Lage und hätten die Kleinhuis’ nicht mit viel Sparsamkeit und christlichen Werten das hier aufgebaut, dann könnten wir das hier auch nicht leben. Nach dem Krieg und in den 70er, 80er Jahren war es sehr hart, diese Zeiten durchzustehen. Aber sie haben es geschafft.


Und schwupps ist man in Sportlaune...

 

Wie ist ihre Meinung zu Plattformen wie Airbnb - einer Plattform im Internet, auf der man Privaträumlichkeiten mieten kann?

Da habe ich zwei Meinungen zu. Die eine ist, dass das Konzept an sich gut ist. Die andere Meinung ist, wer solche Konzepte macht, der sollte auch Steuern zahlen. Das ist mein Kritikpunkt, den ich daran hätte. Wenn so ein System zu einer Ungleichbehandlung der Belastung führt, dann ist es nicht gut. Ein Hotel muss Mehrwertsteuer und Kulturtaxe zahlen – und muss gewisse Brandschutzverordnungen und Sicherheitsstandards erfüllen. Wenn das im privaten Bereich nicht erfüllt werden muss, führt das zu einer wirtschaftlichen Schieflage. Vor allem wenn es die Ausmaße annimmt, wenn jemand in Hamburg mit vier Eigentumswohnungen über diesen online-Weg Geld verdient.


Alster-Favorit
 
Die online Bibliothek des Hotels.
   


Wo sind Ihre Lieblingsplätze in Hamburg?

Als Hamburger ist mein Lieblingsplatz die Alster. Dort habe ich ein Segelboot, mag das Wasser und den Hafen. Man findet mich also meistens am Wasser. Hier im Hotel habe ich 135 Mitarbeiter und Gäste um mich. Wenn ich in Hamburg unterwegs bin, dann suche ich gerne stille Orte auf, wo ich entspannt über das Wasser blicken darf. Hamburg hat viele schöne Plätze und Inseln, auch mit Seehunden.


  


Ach ja? Seehunde und Inseln? Wo denn?

Zwischen Wedel und Hanskalbsand. Bei Ebbe sind da große Sandbänke. Dort gibt es Seehunde.


 Also hier gibt es in Hamburg Seehunde!
 

Aber da kommt man doch nur mit Boot hin, oder?

Ja, das stimmt. Wahrscheinlich wären die Seehunde auch nicht da, wenn jeder da hin könnte. Die Inseln sind Vogelschutzgebiete. Aber die Strände kann man betreten. Durch die Tide kann man sich einfach trockenfahren lassen. Die meisten alten Hamburger Schiffe haben flache Böden. Kurz nach Hochwasser fährt man dann irgendwo gegen den Strand, wartet eine halbe Stunde und liegt dann auf dem Trockenen. So hat man zwei bis drei Stunden für einen Spaziergang, bevor die Flut wieder kommt und man wieder weiterfährt.


Hamburg ist und bleibt ein Dorf


Was ist für Sie das Besondere an Hamburg?

Bis heute merkt man Hamburg an, dann es ein Kern ist und ein Haufen Dörfer. Ein Eppendorfer ist also vor allem ein Eppendorfer und kein Hamburger. Die Menschen haben einen ganz starken Bezug zu ihrem Stadtteil – und bleiben auch erstmal in ihrem Stadtteil. Der Hamburger – wenn er Uhlenhorster ist – geht er auch in Uhlenhorst abends weg. Daher gibt es Stadtteile mit ganz unterschiedlicher Atmosphäre. Wenn Sie in Poppenbüttel an der Alsterschleuse stehen, ist das atmosphärisch ganz anders, als wenn sie ein paar Kilometer weiter in Ohlsdorf stehen. Das macht die Stadt lebendig. Auch ich entdecke bei unserer traditionellen Hotel-Oldtimer-Rallye immer wieder neue, spannende Plätze.



 



 Zum Hotel: 

Vor über 100 Jahren wurde das Gebäude des heutigen Hotels „Baseler Hof“ in Hamburg – zwischen Casino und Alster – erbaut. In den Gemäuern steckt viel Hamburger Geschichte. Erst war es christliches Kellnerheim und Herberge für Saisonarbeiter. Schon kurze Zeit später gründete sich das christliche Hospiz „Baseler Hof“. Unter der Leitung der Familie Kaltenbach prosperierte das Hospiz – so wurde 1927 umgebaut und investiert. In jedem Zimmer sollte es einen Zugang zu fließend warmem Wasser geben. 

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges folgten auch für den Hospizbetrieb schlechte wirtschaftliche Folgen. Die Geheime Staatspolizei verbot die Stiftung, die das Hospiz mitfinanzierte und ordnete die Liquidation des Vermögens an. Bis 1945 musste die Familie Kaltenbach das Hospiz der Einquartierung von Wehrmachtssoldaten zur Verfügung stellen. Auch nach Kriegsende wurde das Hospiz weiter besetzt. Britische Soldaten beschlagnahmten die Räumlichkeiten – doch noch im gleichen Jahr konnte der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden.

In dritter Generation übernahm 1983 Just Kleinhuis. Er eröffnete das Weinbistro und ebnete den Weg des Baseler Hofs als bekannte Adresse für Weinkenner, aber auch für eine sozial geprägte Arbeitsweise. Nach dem unerwarteten Tod von Kleinhuis übernahm Niklaus Kaiser von Rosenburg die Geschäftsführung. Die beiden Männer verband eine 15-jährige intensive Zusammenarbeit und enge Freundschaft. 




 

 Mein Aufenthalt und das Interview wurde durch den Baseler Hof ermöglicht. Vielen Dank dafür!


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