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Sunday, June 14, 2015

Liebes Mallorca, ich habe dich unterschätzt.




Ferkel auf dem Touristenarm, Bumm-Bumm mit Sangria und türkisblaues Wasser an einer dieser menschenleeren Buchten. Das alles auf einem Fleckchen Erde im Mittelmeer.

Liebes Mallorca, ich habe dich unterschätzt.



Hier bin ich. Auf der Insel, die zu den beliebtesten Reisezielen im Mittelmeer gehört, die fast ausschließlich vom Tourismus lebt und neben Sangria-gefüllten Eimern und Hotelanlagen  auch Buchten ohne Partymusik versteckt. Ich rede von Sandstränden ohne "laut", ohne Bumm-Bumm. Dafür mit Wellen, die an die Badewanne erinnern und einen auf dem Wasser treiben lassen.

Willkommen in der Inselromantik.

Hin und wieder brauche ich ein Päuschen von deiner Strandeinsamkeit und dann suche ich doch ein wenig nach Bumm, bumm. Damit meine ich aber nicht die Bässe aus den Lautsprechern.

Deine Märkte haben es mir angetan. 

Zum Beispiel der Markt mittwochs in Sineu. Der hat mich schon bei meinem ersten Besuch fasziniert. Da kann ich Kanarienvögel kaufen. Oder Ziegen. Oder Hunde. Ja, sogar Hühner. - Wenn ich wollte. Will ich aber nicht. Ich möchte mich aber mit den Bauern unterhalten, die die Hühner verkaufen oder für ein paar Euro den Touristen ein Ferkel auf den Arm zum Streicheln geben. Ich lerne Taschenverkäufer aus Senegal kennen, mit denen ich über den Verkauf und der Herkunft ihrer Ledertaschen spreche. Ich bleibe keine Stunden, aber wohl ein paar mehr Minuten, als die Marktbesucher, die nur vorbeilaufen und schon beim "Hallo" der Verkäufer sich wegdrehen, mit dem Kopf schütteln und fluchtartig zum nächsten Stand huschen.

Das Schöne: Man hat heute mal Zeit.

Die Musik der Straßenmusiker tönt durch die Gassen. Hier lasse ich kurz die Seele baumeln und will zuhören. Nicht nur hinhören. Ich stehe an einem Kiosk mit Getränken und spanischen und deutschen Medien, gleich gegenüber der Musiker. Von den Passanten, die an mir vorbeiströmen, höre ich viele deutsche Stimmen. "Weißt du noch, wo wir geparkt haben?" - "Ne, das kann ich mir bei dem ganzen Stress hier nicht merken. Ist alles total voll hier" heißt es da im Getümmel. Ich weiß auch nicht mehr, wo das Auto steht. Aber egal. Man wird es schon wieder finden. Das Schöne ist ja: Man hat heute Zeit. Die sollte man sich nehmen. Auch für die Suche nach dem Auto - vielleicht findet man dadurch ja wieder etwas Neues. "Brauchen Sie was?", fragt mich die Frau am Kiosk auf Deutsch. 

"Jup. Una cerveza por favor." 

Morgen bin ich dann wieder in meiner einsamen Bucht.


Suchst du auch eine Bucht? Der STERN empfiehlt ein paar in diesem Artikel.




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