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Wednesday, August 28, 2013

Ein bisschen Laufsport zum Bananenfeld






oder "Ab auf's Feld"


Landwirtschaft hier in Kamerun kann man nicht mit Landwirtschaft in Deutschland vergleichen. Oder kennt ihr deutsche Bauern, die eine Stunde Fußmarsch zu ihrem Feld auf sich nehmen müssen? Lasttiere sind zu teuer, zudem sind die Fußpfade durch den Regenwald meist nur hüftbreit. So geht es mit den Arbeitsutensilien und Setzlingen auf dem Kopf bergauf, bergab und später mit der Ernte wieder zurück. Quer durch den Regenwald. 




 

Feldarbeit auf kamerunisch
Ich begleite Landwirt Armand und seine Frau auf ihrem Arbeitsweg zu ihrem Feld. Der Weg windet sich durch den Regenwald Zentralkameruns– um mich herum nichts als fallendes Grün. Nach einer guten halben Stunde mehr Licht und ich blinzle wieder gen Sonne. Wir erreichen eine Kaffeeplantage. Die mannshohen Kaffeebäume sind in Reih und Glied gepflanzt. Armand grüßt den Mann, der unter den Laubkronen der Kaffeebäume mit einer Machete das Unkraut entfernt. Die Kaffeebohnen sind noch grün. „Das dauert noch drei Monate, bis sie rot sind und geerntet werden können“, klärt mich Armand auf. Und diese Reihenpflanzung ist eine Ausnahme, wie mir später klar wird.

Viele Bohnen, aber keine Schoki
Es geht weiter und ich sehe noch höhere Bäume mit länglichen, grünen Früchten. Wenn die Frucht rot ist, kann mit der Ernte begonnen werden, erklärt mir Angeline. Sie zeigt mir die Frucht, die Kakaobohnen enthält und später zu Schokolade wird. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an dunkle Schokolade denke. „Wir wundern uns immer, was aus unserem Kakao wird, wenn wir hin und wieder Schokolade aus Europa essen. Die ist einfach lecker“, sagt Angeline und erklärt mir, dass der Kakao meist direkt nach Übersee verkauft wird und in Kamerun selbst keine Schokolade produziert wird. Es fehlt an Firmen und Maschinen, fügt Armand hinzu.

Ab in den Boden!
Der Weg wird schmaler und wir waten durch einen kleinen Fluss. Dann wieder den Berg hinauf. Wir passieren weitere Felder. Die Bäume stehen dichter. „Wir sind da“, höre ich Armand sagen. Ich sehe Maniok- und Erdnusssträucher. Kartoffelpflanzen und Bananenbäume. Eine Ordnung erkenne ich nicht. Hier wird nichts in Reihe gepflanzt, wie man es aus geordneten europäischen Plantagen kennt. Es ist ein Durcheinander an Verschiedenem. Aber es ist ein Feld, von dem eine Familie lebt – für den Eigenbedarf und für den Verkauf auf dem Markt. Wir haben Bananensetzlinge dabei und beginnen zu pflanzen. Nein, nicht in Reihe.

Ich fühle nichts
„Wie finden wir die richtige Stelle für den Setzling?“, frage ich. „Das sieht man am Boden und das hat man im Gefühl“, so die Antwort. Ich versuche zu sehen und sehe nichts als wirres Blattmaterial auf dem Boden. 
Ich versuche zu fühlen und fühle nichts. 
Ich lasse die Profis ran und setze die jungen Bananenbäume in den feuchten Boden. Man legt einige Kilometer zurück, wenn man vier Stunden über das ganze Feld streunt und hin und wieder zum Graben und Pflanzen der etwa 40 Setzlinge innehält. Nach der Arbeit geht es durch ein Labyrinth von Baumriesen weiter bis zu einer Wasserquelle. Wir waschen unsere Hände in dem kühlen Nass und ruhen auf pechschwarzen, großen Steinen mitten im Bach. Mitten im Dschungel diese Steine. Wie kommen die bloß hierher?

Mehr Natur geht wohl nicht
Meine Blicke streifen die mannsdicken Baumstämme um uns herum und die bunten Schmetterlinge, die hier und da umherfliegen. Violett, weiß, blau, rot – so bunte Schmetterlinge habe ich in natura bisher nur im Tropenhaus gesehen. Auf dem Rückweg nehmen wir noch Feuerholz für die Küche mit. Armand und Angeline transportieren die Stämme auf ihren Köpfen. Mir fehlt dafür die Koordination. Hab’s probiert, Holz ist durch die Luft geflogen und ich wurde ausgelacht. Also lieber auf den Schultern. Es geht den Berg hinab und dabei beobachte ich die Schmetterlinge, die vor meinen Knien umherflattern. Wieder durch den Bach und auf der anderen Seite bergauf. Umgeben vom Grün und mit Holzstamm auf der Schulter. Was für ein Foto.

Zweistündiger Arbeitsweg zum Feld
Ich erspähe die Kaffeeplantage. Die Stämme sind von Ranken und Unkraut befreit. Auf dem Rückweg treffen wir auf weitere Bauern, die von ihren Feldern kommen und nach Hause laufen. Hin und wieder schneidet der Bauer vor mir mit der Machete die störenden Äste rechts und links des Pfades zurück. Später erfahre ich, dass dieser Weg gemeinsam vor den Launen des Dschungels geschützt und von den rankenden Ästen freigehalten wird. Ich wechsle zum wiederholten Male die Schulter, auf der ich den Holzstamm transportiere. Die ersten Häuser vom Dorf. Endlich. Meine Füße brennen vom Gehen. Wir sind zurück. Und das war heute ein kurzer Arbeitsweg. Wir waren am „nahen“ Feld. Mmmh. Das andere Feld ist noch weiter entfernt. Hinter dem großen Hügel, wie man mir sagt. Noch weiter im Regenwald. Umgeben von Urwaldriesen und voller junger Kakaobäume.

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